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„Wer in einer hektischen, sich rasch wandelnden Branche tätig ist, braucht solide persönliche Konditionen.“

Lothar Schröder, ehemaliges Mitglied des ver.di-Bundesvorstands und Bundesfachbereichsleiter TK/IT, verhandelte für ver.di Tarifverträge u.a. bei T-Systems und der DTAG.

 

Warum sind Tarifverträge gerade für die IT-Branche wichtig?

Innovation und Erfolg entsteht nicht in einem Klima persönlicher Unsicherheit. Wer in einer hektischen, sich rasch wandelnden Branche tätig ist, braucht solide persönliche Konditionen. Als Schutz vor Unwägbarkeit und um eine Basis dafür schaffen, die eigene Fachlichkeit und Kreativität unbelastet zu entfalten. Die vergleichsweise junge Branche hat Nachholbedarf, was Tarifbindung betrifft. Die Beschäftigten der Branche leisten eine Arbeit, die immer mehr in den Mittelpunkt des Wirtschaftsgeschehens rückt. Deswegen verdienen ihre Beschäftigten auch mindestens wirtschaftsüblichen Schutz und das sind nun mal Tarifverträge.

  

Wo konnte ver.di besondere Erfolge verbuchen?

In den letzten fünf Jahren haben wir in den tarifgebundenen Betrieben der Branche zwischen 10 und 13 % höhere Löhne durchgesetzt. T-Systems und IBM sind Bespiele dafür. Unsere Tarifverträge bei IBM legen die Nachwuchsquote fest und geben Qualifizierungschancen.

Bei T-Systems haben wir gerade einen Altersteilzeit-Tarifvertrag abgeschlossen, der zum großen Teil Rentenausgleich schafft und 83 % der bisherigen Nettolöhne, auch in der Altersteilzeit, weiterbezahlt. Besonders stolz sind wir darauf, dass es im selben Unternehmen gelang, tarifvertraglich die Beschäftigten vor betriebsbedingten Beendigungskündigungen zu schützen. Und unser Rationalisierungsschutz gibt den Beschäftigten daneben die Sicherheit, die sie angesichts der laufenden Umbrüche brauchen.

 

Welche Themen werden in Zukunft eine wichtige Rolle in den Tarifverhandlungen spielen?

Das werden unsere Mitglieder und unsere Tarifkommissionen festlegen. Wir haben in der IT-Branche die Beschäftigten nach dem DGB-Index „Gute Arbeit“ befragt und konnten feststellen, dass bei den Themen Aufstiegsmöglichkeiten, Arbeitsintensität, berufliche Zukunftsaussichten und Einkommen wichtige Handlungsfelder liegen.

Jetzt bereiten wir die nächste Entgeltrunde vor und haben in unseren Betriebsgruppen überall Beteiligungsteams eingerichtet, die mit den Mitgliedern reden. Denn am Ende sagen unsere Mitglieder, wo es langgeht und was auf die tarifpolitische Tagesordnung kommt.

Ich rechne damit, dass Themen wie überzogene und nicht nachvollziehbare Zielvereinbarungsprozesse, das Maß an Variabilisierung von Gehältern, aber auch das Thema Belastungsschutz in absehbarer Zeit auf die tarifpolitische Tagesordnung gesetzt werden – neben der allgemeinen Entgelterhöhung.

 

Und das alles neben der Gehaltserhöhung?

Projektarbeit, ausgeprägte Kundenorientierung, erfolgsabhängiges Handeln – das prägt die IT-Branche. Unsere Tarifpolitik hat sich zum Ziel gesetzt, auch unter solchen Bedingungen einen Anspruch auf gute Arbeit zu verwirklichen. Dabei kann es nicht nur um die Löhne gehen.

Gute Arbeit bedeutet für uns auch Leistungsgerechtigkeit, Schutz vor Überforderung, Perspektiven und Beteiligung. Alles auf einmal können wir aber nicht in einer Lohnrunde regeln, deswegen verlangt Tarifpolitik nach Priorisierung, aber auch über die reden wir im Prozess der Forderungsfindung mit unseren Mitgliedern.

 

Mit den Nichtmitgliedern redet ihr nicht?

Nein, Wozu? Es ist schon ungerecht genug, dass sie zu oft von den Ergebnissen unserer Anstrengungen profitieren. Sie sollten doch mal versuchen diese Anliegen individuell direkt beim Arbeitgeber einzukippen, wenn sie schon glauben, ohne Gemeinschaft auszukommen. Aber wir freuen uns immer, wenn wir neue Mitglieder bei uns willkommen heißen können!

 
 

In der IT-Branche stehen wir vor immer neuen Herausforderungen – auch in Bezug auf die Arbeitsrahmenbedingungen. Wichtiges Thema ist momentan der Umgang mit Arbeitszeiten, die immer stärker ausufern. Wir dagegen wollen unsere Arbeitsfähigkeit bis zur Pensionierung sicherstellen. Dabei unterstützt uns ver.di.

Felix K. Produktmanager, Karlsruhe