Am Donnerstag, den 8. Oktober 2020, informierte die IBM in Armonk über eine krasse Umstrukturierung der IBM weltweit. Durch einen SpinOff soll IBM in zwei Gesellschaften aufgespalten werden. Weltweit sollen dabei ca. ¾ der Beschäftigten in der IBM verbleiben während ¼ in eine sogenannte NewCo wechseln soll. IBM beschreibt in einem Investorenbriefing die NewCo wie folgt:
"NewCo: The #1 Managed Infrastructure Services Company with unparalleled scale and expertise (...) [and] 90,000 employees including deep technical skills."
Am Dienstag, den 29. Oktober 2020, wurden die Beschäftigten der IBM in Deutschland in einer Rundmail von IBM-Deutschland Chef Gregor Pillen über ein neues Programm informiert, in dessen Rahmen Beschäftigten freiwillige Aufhebungsverträge unterbreitet werden sollen. Gregor Pillen schreibt:
"Wir haben die zuständigen Mitbestimmungsgremien in Deutschland informiert, dass wir in Q4 mit besonders attraktiven, freiwilligen Aufhebungsangeboten auf die notwendigen Änderungen reagieren."
Hinter der Ankündigung steht der Plan, in Deutschland 2300 Stellen abzubauen. Gregor Pillen schreibt weiter:
"Am Ende des 4. Quartals werden wir die Situation hinsichtlich der Marktnotwendigkeiten und unserer Wettbewerbsfähigkeit neu bewerten."
Anfang 2021 stellte sich heraus, dass etwas mehr als 1200 IBMer*innen die Aufhebungsangebote angenommen hatten. Die Zahl ist zwar höher als von vielen Beobachter*innen erwartet, das angestrebte Ziel wurde aber um fast 1100 deutlich verfehlt.
Die Reaktion der IBM kam am 18. und 19. Januar 2021. Am Abend des 18. Januar 2021 informierte IBM die Aufsichtsratsgremien und im Laufe des 19. Januar die zuständigen Betriebsratsgremien über Pläne, fast 1000 Kolleginnen und Kollegen eine Kündigung auszusprechen. In einer unmittelbar angesetzten Videokonferenz bewerteten die Vorstände der ver.di-Betriebsgruppen und die Mitglieder der ver.di-Tarifkommission im IBM-Konzern die Lage und forderten die IBM in einer gemeinsamen Position auf, die Kündigungspläne zurückzunehmen (IBM-Update vom 19. Januar 2021).
Aus den vorliegenden Informationen lässt sich ableiten, dass sich IBM und die Struktur des IT-Konzerns in Deutschland bis Anfang 2022 stark verändern wird.
2020 arbeiteten in Deutschland für den IBM-Konzern und andere nicht zum deutschen IBM-Konzern gehörende Gesellschaften ca. 12.000 Beschäftigte.
Für alle im deutschen IBM-Konzern beschäftigte Mitarbeiter*innen gelten die zwischen ver.di und IBM abgeschlossenen Tarifverträge.
(Schätzung / Hochrechnung ver.di)
Die geplanten Restrukturierungsmaßnahmen sollen Ende 2020 (beziehungsweise in ihren Auswirkungen gegebenenfalls über das Jahr 2021 verteilt) zum Abbau von ca. 2300 Stellen führen.
2021 soll dann der Bereich Global Technology Services (GTS) soll ganz oder in großen Teilen in eine neue Gesellschaft, überführt werden. Die Trennung erfolgt als Spin-Off erfolgen. Nach Schäzungen im Jahr 2020 sollen in Deutschland zwischen 1600 und 2500 Beschäftigte in die NewCo übergehen. Der Übergang kann dabei sowohl als Betriebsübergang entsprechend der Regeln des §613a BGB geschen als auch als Übergang einer ganzen Gesellschaft durch einen Eignerwechsel (shared Deal). Entsprechend denen in den Gesellschaften ausgeübten Tätigkeiten war 2020 erwartbar, dass Kolleginnen und Kollegen in folgenden Gesellschaften betroffen sein werden:
Letztendlich waren die letzten beiden genannten Gesellschaften beim Übergang zu Kyndryl nicht betroffen.
2022 werden aller Voraussicht nach ca. 9000 Beschäftigte für den deutschen IBM-Konzern und andere nicht zum deutschen IBM-Konzern gehörende Gesellschaften sowie für Kyndryl arbeiten.
Für alle im deutschen IBM-Konzern beschäftigte Mitarbeiter*innen gelten die zwischen ver.di und IBM abgeschlossenen Tarifverträge.
Ob und in welcher Form bei Kyndryl Tarifverträge gelten, hängt von den Modalitäten des Übergangs in die neue Gesellschaft beziehungsweise deren Tochtergesellschaften ab. Tarifpolitisches Ziel ist es, die im IBM-Konzern geltenden Tarifverträge in der Newco auf dem selben Niveau kollektivrechtlich und dynamisch zur Geltung zu bringen.
IBM kann so viel mehr als betriebsbedingt kündigen!
Thomas Rüter, Mitglied der ver.di-Tarifkommission im IBM-Konzern
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