[INFO: UNI europa ist ein europäischer Gewerkschaftsverband, dem Gewerkschaften angehören, die Dienstleistungsbeschäftigte und Fachkräfte unterschiedlicher Branchen in 50 verschiedenen Ländern organisieren. Über die mehr als 320 angeschlossenen Gewerkschaften vertritt UNI europa 7 Millionen Arbeitnehmer_innen. ver.di ist natürlich auch dabei.]
Die Konferenz der UNI-Frauen findet alle vier Jahre, in diesem Jahr zum ersten Mal einen Tag vor der großen gemeinsamen UNI-Europa-Konferenz, statt. 200 Frauen aus 82 europäischen Dienstleistungsgewerkschaften haben sich zu einem Austausch in Rom getroffen. Die Vorsitzende unseres Bundesfrauenvorstandes des Fachbereichs TK IT, Christiane Pachulski, nahm an der Konferenz teil und lässt uns mit einem Bericht teilhaben:
„Diese gewaltige Frauenpower war sehr beeindruckend und bei aller Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit waren die Schwierigkeiten und Diskriminierungen doch gleich. In unterschiedlichen Ausprägungen haben Frauen in allen Ländern mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen und ihre Möglichkeiten zur gleichberechtigten Teilhabe, sowohl beruflich als auch gesellschaftlich, ist immer noch nicht realisiert. Aber ein solcher Tag macht auch Mut weiter zu kämpfen, denn die Kolleginnen haben von ihren Aktionen und Erfolgen berichtet. Wir können viel voneinander lernen um gemeinsam voran zu kommen.“
Die Konferenz stand unter dem Motto: Frauen im Zentrum des Wandels – ein strategischer Plan für die UNI-Frauen 2016-2020.
Ein entscheidender Faktor ist die Förderung des Gewerkschaftswachstums, denn nur wenn wir – die Frauen in den Gewerkschaften – wachsen, sind wir stark und können unsere Interessen durchsetzen. Aber wir müssen nicht nur viele sein, wir müssen auch an die Schalthebel der Macht. Deshalb wurde die Kampagne 40for40 vor vier Jahren in Toulouse gestartet. 40% in allen Gremien und Vorständen müssen mit Frauen besetzt werden, und wir sind auf einem guten Weg: Die meisten Mitgliedsgewerkschaften haben 40for40 bereits umgesetzt.
Um Kolleginnen zu motivieren wurde von den ver.di-Frauen ein Mentoring-Programm initiiert, das sehr erfolgreich durchgeführt worden ist. Die Idee wurde von den UNI-Frauen aufgenommen und wird mit großem Engagement auch in anderen europäischen Ländern organisiert. Wir wollen neue Kommunikationswerkzeuge nutzen, um junge Menschen für Solidarität und Gewerkschaften zu begeistern. Wir müssen sie fragen, was sie von Gewerkschaften erwarten und mit ihnen gemeinsam einen Weg erarbeiten.
In einer sich immer schneller ändernden Arbeitswelt und einer ständig fortschreitenden Digitalisierung sind Gewerkschaften wichtige Partner, denn sie setzten sich für die Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze ein. Dienstleistung 4.0 darf den Unternehmern nicht allein überlassen werden. Kleinteilige Arbeit ohne festen Lohn, prekäre Beschäftigung als normales Arbeitsverhältnis – da müssen Gewerkschaften etwas gegensetzen.
Die UNI-Frauenkonferenz hat auch die Chancen in der neuen Arbeitswelt für Frauen diskutiert, die wir aber nur nutzen können, wenn wir stark sind und uns gemeinsam aufstellen. Frauen müssen Lobbyarbeit für ihre Positionen treiben, sie müssen Mitstreiter und Mitstreiterinnen suchen und in Kampagnen ihre Themen einbringen.
Aktionen am Internationalen Frauentag und am Equal Pay Day machen darauf aufmerksam, dass Frauen in Europa immer noch schlechter bezahlt werden als Männer. In Deutschland beträgt die Differenz nach wie vor 22%. Die Kolleginnen haben auch aufgezeigt, wie wichtig und unterstützend Solidaritätsaktionen über Grenzen hinweg sein können, denn die Konzerne agieren international und versuchen die Belegschaften untereinander auszuspielen.
‚Den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen‘. Frauen sind in allen europäischen Ländern und in allen Schichten der Gesellschaft Gewalt ausgesetzt, sowohl in ihren Familien, als auch im Beruf und in der Gesellschaft. Gewalt kann sowohl körperlich als auch seelisch ausgeübt werden und ist in jeden Fall auf das schärfste zu verurteilen. Frauen haben in Beispielen über Gewaltausübung, aber auch über Prävention und Kampagnen gegen Gewalt berichtet. Gesetze zum Schutz von Frauen sind wichtig, aber sie alleine lösen nicht das Problem – die Gesellschaft muss sich zur Gewaltfreiheit bekennen.
Weitere Themen waren die europäische Richtlinie zum Mutterschaftsurlaub und eine Kampagne zum Schutz der Gesundheit der Frauen.“