Nach der kurzen Zusammenfassung der Tarifrunde direkt nach Verhandlungsende am späten Abend folgt nun ein umfassenderer Rückblick mit Einschätzungen und Bewertungen.
Die IBM-Tarifverhandlungen am 12.September 2007 gestalteten sich schwierig. Es ist ja auch ein dickes Brett, dass die Verhandlungskommission in dieser Tarifrunde bohren muss. Alles hängt mit allem zusammen. Die Verhandlungskommission, die sich aus Martin W. Bastian, Michael Euler, Bernd Goller, Ursula Hart, Günther Jüngling, Udo Meltzner, Detlef Neumann, Peter Widmann (alle IBM) und mir, Rolf Schmidt (ver.di), zusammensetzt, arbeitet sich beharrlich durch die Materie.
So stand zu Beginn der Verhandlungen erst einmal ein langer Vortrag mit vielen Charts. Ziel war es, darzustellen, wie denn die IBM vor hat, zu einem Marktvergleich zu kommen. Denn das neue Bezahlungssystem soll sich auf ein „Market Based Adjustment“ (MBA) beziehen. Was sich hinter diesem System verbirgt erklärte die Vorstandsvorsitzende der Lurse Personal Management AG, Frau Birgit Horak: Die Lurse Personal Management AG arbeitet seit 25 Jahren im Dienste der IT-Unternehmen in Deutschland. Ihr kaum überraschendes Fazit: Dies sei ein doch offensichtlich sehr seriöses Verfahren, bei dem am Ende tatsächliche Zahlen herauskommen, die die Bezahlungsrealität über alle Job-Families in der Branche differenziert nach Bands abbilden.
Interessant war in diesem Zusammenhang auch die Erkenntnis , dass alle relevanten IT-Unternehmen in Deutschland dieses Verfahren schon viele Jahrzehnte betreiben und sich hier sehr eng abstimmen.
Um das System anzuwenden, müssen diese Daten offen gelegt werden, was durchaus für die weitere Entwicklung auch Chancen beinhaltet. Die verantwortlichen Gremien müssen ersehen können, was eine Anwendung des neuen Systems für die Beschäftigten bedeuten würde.
Für die Mitbestimmung und für ver.di als verantwortliche Tarifvertagspartei, gibt es dabei ein großes Feld an Gestaltungs- und Mitbestimmungsoptionen.
Allerdings steigt auch mit jeder Information die Anzahl der daraus resultierenden Fragen.
Eine Erkenntnis ist jetzt schon da. Offensichtlich lag das alte Matrixsystem der IBM mit den Tarifgruppen und der Leistungsbeurteilung Personal Business Commitment (PBC) schon sehr dicht an dem was in der IT-Branche in anderen Unternehmen bezahlt und angewendet wurde. Der Lack der Einmaligkeit und Besonderheit und Überbezahlung zum Markt bekommt nach dieser Erkenntnis doch viele Risse.
Das Tarifangebot, das die IBM gemacht hat, ist in der Relation zu den letzten Jahren schon einmal ein deutliches Zeichen, dass man in diesem Jahr offensichtlich nun doch ein Gesamtgehaltserhöhungsprogramm angehen möchte, das diesen Namen auch verdient.
Die IBM ist auch durch den Druck aus der Großen Tarifkommission von der Verweigerungsposition auf der Tarifebene abgerückt. Ein erster wichtiger Schritt! Bei den Auszubildenden deutet sich auch eine vernünftige Bewegung an. Bei dem Thema Sonderzahlungen und Altersteilzeit (ATZ) sind Lösungen allerdings noch meilenweit entfernt.
Hier ist noch viel Überzeugungsarnbeit zu leisten und hier hilft es auch, wenn die Beschäftigten bei IBM über den aktuellen Stand der Verhandlungen informiert und Diskussionen geführt werden.
Jedes weitere ver.di-Mitglied bringt uns dem Abschluss übrigens einen Schritt näher.
Die Verhandlungskommission hat das feste Ziel, in diesem Jahr für die Beschäftigten endlich wieder ein attraktives Gehaltserhöhungsprogramm zu erreichen und die tariflichen Absicherungen weiter zu festigen. Ein hohes Ziel. In den Verhandlungen wird alles versucht, dieses Ergebnis zu erreichen - aber nicht zu jedem Preis. In diesem Jahr kann es nur ein gemeinsames Ergebnis auf der tariflichen und auf der betriebliche Ebene geben und dies muss auch der Leistung der Beschäftigten in diesem Jahr gerecht werden.
Die Verhandlungen werden am 20. September fortgesetzt.