Die Tarifverhandlungen für die IBM Deutschland GmbH haben mit allen internen Diskussionen im Januar 2007 begonnen und haben mit dem Verhandlungsergebnis vom 25. September die wohl wichtigste Hürde genommen.
Es folgten wieder intensive Debatten, denn nicht alle Kürzungen, Streichungen und Kündigungen der letzten Jahre konnten mit einem Streich ausgeglichen werden. Dennoch wurden im Vergleich zum Status Quo der Beschäftigungsbedingungen vor dem 25. September auf vielen Feldern Verbesserungen erreicht.
Schwierigste Hürde für ver.di als Tarifvertragspartei war und ist sicherlich die Situation beim Tarifvertrag betriebliche Sonderzahlung. Das jetzt erreichte Tarifergebnis stellt ver.di vor eine große Zerreißprobe, denn tarifrechtlich hatten alle ver.di Mitglieder die vor dem 31.12.2005
ver.di Mitglieder waren, prinzipiell einen Rechtsanspruch auf 130 % eines Tarifgehaltes bei den Sonderzahlungen. Dies hätte jedoch in der letzten Konsequenz der Tarifverhandlungen bedeutet , dass alle anderen Ergebnisse inkl. des übertariflichen Gehaltserhöhungsprogramms nicht zustande gekommen wären. Vor dieser Verantwortung stand die Verhandlungskommission und die Große Tarifkommission und die handelnden Akteure auf der betrieblichen Ebene.
Der jetzt gefundene Kompromiss führt dazu, dass ungefähr die gleich große Anzahl von Beschäftigten wie in den Vergangenen Jahren (etwas mehr als 2000) in diesem Jahr eine tarifliche Nachzahlung erhalten werden. Die Regelung von einer Prozentualen Bemessungsgrundlage auf einen Festbetrag zu gehen führt zusätzlich im Schnitt zu einer Besserstellung für die unteren Tarifgruppen. Ergänzend wurde vereinbart, dass wir in der Tarifrunde 2008 eine neue Verhandlungsrunde über die Bemessungsgrundlage haben werden.
Die IBM hatte den Tarifvertrag im Jahr 2005 mit dem festen Vorsatz gekündigt diesen Tarifvertrag zu eliminieren um im Kontext mit den weltweiten Regelungen bei den Sonderzahlungen alle Freiheiten zu haben. Von Null bis XX und ohne die rechtliche Basis eines Tarifvertrages. Eine Kündigung der jeweiligen BV hätte dann die gleiche Wirkung wie beim Urlaubsgeld. Auch dies galt es zu durchkreuzen und es ist uns gelungen. Die betriebliche Sonderzahlung basiert wieder auf einem Tarifvertrag. Erstmals kündbar zum 31.12.2008 und davor steht zusätzlich noch die Tarifrunde 2008.
Ein nicht zu unterschätzendes Ergebnis ist die Erhöhung der Ausbildungszahlen und die damit verbundene Investition der IBM in Deutschland in ein echtes Zukunftsthema.
Es werden mehr als 20 Millionen Euro jedes Jahr sein und die Erhöhung wird auch nicht nur in einem Jahr wirken. Nach all den negativen Ereignissen in den letzten Jahren von Betriebsschließungen, über massiven Personalabbau und Rentenstreichungsdiskussionen mit diesem Tarifabschluss ein positives Signal auch im Bezug auf die Beschäftigung in den nächsten Jahren. Denn wer 300 junge Menschen ausbildet der will sie dann auch übernehmen!
Es wurde auch in dieser Tarifrunde wieder einmal sehr deutlich, dass bei der IBM die Zeiten in denen "großzügig" vom Unternehmen materielle Verbesserungen gewährt wurden längst vorbei sind. Alles funktioniert nur noch nach weltweiten Vorgaben und wir werden uns auch in den nächsten Jahren Verbesserungen hart erkämpfen müssen.
Dies wird umso erfolgreicher sein je mehr Beschäftigte auch verstehen, dass nur mit einer gut organisierten gewerkschaftlichen Belegschaft dieser Kampf zu bestehen ist. Hier ist bei der IBM noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Aber ohne Tarifverhandlungen und ohne ver.di bei IBM sähen die Beschäftigungsbedingungen auch in Deutschland wohl eher so aus wie bei unseren Kollegen im Europa, wo kollektive Regelungen so gut wie nicht existieren.
Hier nocheinmal die einzelnen Punkte des Verhadlungsergebnisses im Einzelnen:
- Die Tarifgehälter aller IBM Beschäftigten der IBM Deutschland GmbH werden rückwirkend zum 1.6. 2007 um 3,4 % erhöht
- Die Laufzeit des neuen Gehaltsabkommens beträgt 12 Monate
- Alle Beschäftigte erhalten 2007 eine Tarifprämie in Höhe von 200 €. (Einmalzahlung)
- Die Ausbildungszahlen für werden 2008 von bisher 180 auf 300 erhöht. (Erhöhung von 66 %) davon BA-Studierende 60; zusätzlich 60 FH-Studierende
- Die Reisekostenregelung für die Ausbildung in der IBM wird auf Basis einer Tarifregelung auf das Durchschnittsniveau von 40 % der Festangestellten erhöht
- Die bisherige Zusätzliche Urlaubsvergütung der BA-Studierenden in der Ausbildung bleibt erhalten und wird wertgleich in die Aprilzahlung integriert.
- Der zum 31.12. auslaufende Tarifvertrag Altersteilzeit (ATZ) wird um ein Jahr bis zum 31.12. 2008 verlängert
- Der gekündigte Tarifvertrag Sonderzahlung wird unbefristet in neuer Version wieder in Kraft gesetzt
- Die Mindestabsicherung für die betrieblichen Sonderzahlung wird für 2007 in Höhe von 1250,--€ für alle Beschäftigten festgeschrieben die in 2007 eine betriebliche Sonderzahlung (Performancebonus) erhalten haben. Für die Tarifrunde 2008 wird die Bemessungsgrundlage neu verhandelt
- Die Tarifvertragsparteien haben sich darauf verständigt die Herausforderungen des demografischen Wandels tarifvertraglich zu gestalten. Dazu gehören auch zusätzliche Regelungen zu Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
- Im Gehaltsabkommen § 4 wurde die bisherige Formulierung mit Bezug auf die neuen IBM internen Regelungen ergänzt.
- Die Sonderzahlung bei den befristet Beschäftigten in Höhe von 11% bleiben unbefristet erhalten
- Im Zusammenhang mit dem gesamten Tarifpaket gibt es eine verbindliche Aussage der IBM auch die Laufzeit des internen Gehaltsprogramms auf den 1.6. zurück zu datieren. (Nach dem Beschluss des GBR der IBM Deutschland vom 4.10. ist diese Zusage durch die entsprechende Betriebsvereinbarung realisiert.)
Das Verhandlungsergebnis wird nun in den dafür zuständigen ver.di Gremien beraten und beschlossen werden.
Am 4. Oktober hat der Gesamtbetriebsrat (GBR) der IBM Deutschland GmbH das Gehaltserhöhungsprogramm für 2007 beschlossen. Nie zuvor haben sich die GBR-Mitglieder mit einer Entscheidung so schwer getan. Der Grund ist das "neue Gehaltsmodell", in dem einige Job Families aus der MBA (Market Based Adjustment) Betrachtung und unabhängig von diesem Modell, alle Incentive-Empfänger in diesem Jahr ausgeschlossen sind. Diese Ungleichbehandlung rüttelt an dem Grundverständnis der Mitbestimmungsarbeit des GBR. Das Betriebsverfassungsgesetz lässt bei übertariflichen Gehaltserhöhungen dem Arbeitgeber die Entscheidung, wer davon profitieren soll.
Am 5. Oktober 2007 wurde im IBM Labor der erste Anerkennungstarifvertrag abgeschlossen, der auch dort die Grundlage für das übertarifliche Gehaltsprogramm ist.
Tarifflugblätter und weitere Informationen werden auf den Internetseiten der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft bereitgestellt:
http://tk-it.verdi.de/fg_it/ibm
Am 19. Oktober treffen sich in Stuttgart die Tarifkomissionsmitglieder der anderen tarifgebundenen Tochtergesellschaften, um sich auf ihre Verhandlungen in ihren Gesellschaften vorzubereiten.